Zwischen Ehingen und Riedlingen im Landkreis Biberach in Baden-Württemberg liegt das malerische Zwiefaltendorf. Das klare Wasser der Zwiefalter Ach mündet hier in die Donau. Schon im Mittelalter wurde die günstige Situation der von Wasser umschlossenen Landzunge zum Bau einer Burg genutzt. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Wasserburg von Zwiefaltendorf zählte zu den bemerkenswertesten Burgen der Umgebung. Am Zufluss der Zwiefalter Ach in die Donau errichtete der Bauherr eine fast quadratische Anlage. Die Ostseite wurde direkt an die Donau situiert. Ein zur Westseite angelegter bis zu 20 Meter breiter, bogenförmiger Graben wurde etwa in der Mitte durch die Zwiefalter Ach gespeist. Das Wasser konnte sich gleichermaßen um die Burg verteilen und der Donau zufließen. Die Ach mündet heute weiter südlich, bei der Mühle, in die Donau. Sie wurde in Zusammenhang mit dem Neubau der Schlossanlage weggeführt, um den Burggraben trocken zu legen. Leider sind von der Burg nur wenige Reste geblieben. Nach dem Abbruch wurde auf dem eingeebneten Plateau der Schlosspark angelegt. Dieser Zustand zeigt sich heute dem Besucher. Wenige Meter daneben erhebt sich das schlichte, hochbarocke Schloss Zwiefaltendorf, welches die äußere Ecke der Gesamtanlage einnimmt. Der mehrgeschossige Bau besitzt im Ostgiebel schmucke Eckerker mit spitzen Helmdächern. Fünf Kilometer vom Schloss entfernt liegen das Münster Zwiefalten und das ehemalige Benediktinerkloster.
GESCHICHTE DER WASSERBURG
Vom Ende des 11. bis zum 13. Jahrhundert wird das staufische Dienstmannengeschlecht der Herren von Zwiefalten nachgewiesen. Ob diese oder erst die um 1200 im Ort erklärten Herren von Bossen auf der Burg saßen, bleibt unklar.
1091/1095 | Dietrich von Zwiefaltendorf überträgt den Schutz des Waldes Erliloch zwischen Zwiefaltendorf und Baach Abt Roger von Zwiefalten. |
um 1129 | Konrad schenkt seine Güter in Markdorf und Oberstadion dem Kloster Ochsenhausen. |
um 1200 | Erstmalige Erwähnung des Heinrich Bosse von Zwiefaltendorf. |
1230 | Dietrich von Zwiefaltendorf. |
um 1290 | Das ehemals staufische Dienstmannengeschlecht stirbt mit Reinher oder Burkhard von Zwiefaltendorf aus. |
1311 | Einnahme der Burg durch den Grafen Ulrich von Berg zu Schelklingen. |
1320 | Eigentum der Grafen von Württemberg. |
1441 | Albrecht Speth und Klara von Ehestetten erhalten Zwiefaltendorf zunächst als württembergisches Lehen und dann als Eigentum. |
1487 | Ludwig Speth, Sohn des Albrecht, verkauft den Besitz an seinen Vetter Hans, Sohn des Dietrich von Berg um 7000 rhein. Gulden. |
3. April 1517 | Herzog Ulrich von Württemberg lässt während seiner Auseinandersetzung mit Dietrich Speth, Neffe des Hans Speth, Burg und Ort Zwiefaltendorf niederbrennen. |
1534 | Dietrich Speth, Flucht nach Wien. |
1536 | Erwähnung der abgebrannten Burg mit Wassergraben in einem Lagerbuch. |
1550 | Familie Speth wieder im Besitz von Zwiefaltendorf. |
um 1600 | Aufstand der Bauern in Zwiefaltendorf und Ehestetten gegen den Tyrannen Wilhelm Dietrich Speth. Ein württembergischer Vogt übernimmt die Verwaltung. |
1615 | Tod des Wilhelm Dietrich Speth. Sein Sohn Ulrich stirbt 1616 und Georg Dietrich 1639, beide kinderlos. Übergang der Herrschaft an den dritten Sohn Bernhard. |
1633/34 | Plünderung von Zwiefaltendorf durch die Schweden unter Feldmarschall Horn. |
1660 | Abbruch der stark beschädigten Wasserburg. |
DIE GESCHICHTE DES SCHLOSSES
Ungeklärt bleibt, wann das heutige Schloss erbaut oder aus welchem Grund es entstanden ist. Aufgrund der Urkunde vom 29. Mai 1660 ist bekannt, dass es bereits zwei Schlösser gab. Für das eine, mit Sicherheit die Wasserburg, erhielt Bernhard Speth die Erlaubnis zum Abbruch, für das andere die Erlaubnis zur Instandsetzung.
1663 | Bernhard Speth von Untermarchtal, Eigentümer des Besitzes Zwiefaltendorf, verstirbt. Sein Sohn Ulrich Bernhard heiratet Maria, Freiin von Weiden. |
1702 | Adam Bernhard, Sohn des Ulrich Bernhard, heiratet Barbara Therese Schad von Mittelbiberach-Warthausen, Freiherr zu Untermarchtal, Zwiefaltendorf, Ehestetten und Eglingen. Stirbt kinderlos. Sein Bruder Adam Josef Tiberius übernimmt den Besitz. |
1713 | Geburt von Franz Josef Speth. |
1775 | Johann Nepomuk Speth heiratet Wilhelmine, Gräfin von Sicking. |
1785 | Maximilian Speth wird geboren. Ab 1817 wohnhaft in Zwiefaltendorf. Er stirbt 1856. |
1834 | Anlässlich der Heirat mit Mathilde, Gräfin von Henison-Walworth, beauftragt Maximilian den Maurermeister Moder, Weißputzmeister Leonhard Wagner aus Zwiefaltendorf und Zimmermeister Steiger aus Riedlingen mit der Umgestaltung des Schlosses. |
1835 | Rudolf Dietrich Heinrich Speth wird geboren. Er wird später Maria Elisabeth, Gräfin von Bissingen-Nippenburg zur Gemahlin nehmen. |
1878 | Nach dem Tod des Rudolph Speth heiratet die Witwe Elisabeth den Freiherrn Franz von und zu Bodman. Johann Rudolph, Sohn des Franz aus erster Ehe, erhält den Besitz Zwiefaltendorf. |
1905 | Johann Rudolf, Freiherr von und zu Bodman, heiratet im August Josefine Köth-Wandscheid. Sie halten im September feierlichen Einzug in Zwiefaltendorf. |
1926 | Johann Rudolph verstirbt. Sein Sohn Dr. med. Franz Freiherr von und zu Bodman (1909 - 1945) übernimmt den Besitz. |
1982-1985 | Renovierung des Schlosses außen. |
1999 | Verkauf des Schlosses an Junger / Seiz. |
2003 | Renovierung des Schlosses innen. |